26 Juni 2017
Die Brennnessel - Ein Schatz der Natur
Geschrieben von Stephan Engelhardt, Veröffentlicht in Wildkräuter
Brennnessel - Urtica dioica; Urtica urens (Brennnessel Gewächse Urticaceae)
Urtica dioica; Urtica urens
Brennnessel -Gewächse Urticaceae
Wir kennen sie alle, die Brennnessel und das meist seit Kindesbeinen. Doch das Kennenlernen ist meist nicht gewünscht, da es schmerzhaft verlaufen kann. Abstand halten lautet das Motto, denn wer der Brennnessel zu nahe kommt und sie berührt, kann ihr Brennen auf der Haut erfahren. Dass ich die Brennnessel einmal liebevoll in mein Herz schließen werde, konnte ich mir damals nicht vorstellen. Heute ist es so und dafür gibt es viele Gründe.
Die Brennnessel ist steht’s präsent. Selbst im tiefsten Winter ist sie mit Ihren kleinen jungen Trieben, oft geschützt unter Blättern, für uns da. Gerne hält sie sich dort auf, wo Menschen sind. An Wegrändern regt sie sich uns entgegen. Sie hat uns offensichtlich gerne und kann nicht verstehen, dass wir Abstand zu ihr halten. Sie möchte bemerkt werden, und das schafft sie bei Berührung besonders gut mit einem Brennen. Doch kaum hat sie uns mit ihrem Brennen begrüßt, entfernt sich der Mensch schnell von ihr. Sie lässt sich davon nicht abschrecken und sucht unsere Bekanntschaft immer wieder, solange bis wir sie verstehen. Wenn wir ihr liebevoll begegnen, ändert auch sie ihr Verhalten uns gegenüber. So ist es immer im Leben, Du erhältst was du erwartest und ausstrahlst.
Bei Berührung der Blattoberseite dringen die Brennhaare in die Haut ein und brechen. So kann die Brennnessel ihre Wirkstoffe abgeben. In den Brennhaaren befindet sich u.a. Ameisensäure, Histamin, Acetylcholin, Serotonin und Natriumformiat. Vielleicht entwickelt sich die Brennnessel in einigen zehntausend Jahren zu einem Tier. Ihre Inhaltsstoffe ihrer Brennhaare deuten es an.
Es ist ganz einfach, wenn es nur gebrochene Brennharre gibt, kann die Brennnessel nicht brennen. Da sich die Brennhaare überwiegend auf der Blatt-Oberseite befinden, können wir sie mit unseren Händen, von unten nach oben streichend, berühren. Sei mutig und versuche es einmal. Gehe mit der positiven Erwartungshaltung zur Brennnessel, dass sie nicht brennen wird. Sei gespannt, was Du erfahren wirst.
Wenn Du die Brennnessel, von unten nach oben streichend, etwas fester drückst, werden ihre Brennhaare brechen, ohne Dich zu brennen. Du kannst sie dann direkt essen. Wie man das am besten macht, erkläre ich immer wieder gerne während meines Seminaren und Wildkräuter-Wanderungen.
Kraftvolle Nahrung:
Essen kann man die Brennnessel auch ohne das vorherige Brechen der Brennhaare. Als Kind habe ich gelernt, wenn ich mich an einer Brennnessel verbrannt habe, Speichel auf die Hautstelle zu reiben. Speichel neutralisiert das Brennen. Unser Mund ist, vor allem bei gutem Kauen, voller Speichel. Die Brennnessel wird sich in einem solchen Milieu wohl fühlen und vielleicht die Erinnerung an prickelnde Brause hervorrufen. Passe jedoch auf, dass die Brennhaare Deine Lippen nicht berühren.
Lange bevor mein Leben mit den Wildkräutern begonnen hat, hatte ich die Brennnessel auf einer österreichischen Alm das erste Mal in ganz anderer Form im Mund. Es gab Brennnesselknödel. Der gute würzige Geschmack der Brennnessel war kaum zu bemerken, doch zu dieser Zeit wusste ich sowieso nicht, wie gut die Brennnessel in purer Form schmeckt. Meine Mutter nannte die Brennnessel gelegentlich „arme Leute Spinat“. Da die Brennnessel uns wesentlich mehr gibt als der Spinat, dürfen sich die „armen“ Leute freuen sie zu haben. Das Kochen von Lebensmitteln vermindert oder zerstört allerdings viele Inhaltsstoffe.
Die Brennnessel im Salat:
Die Brennnessel wird z.B. jeden Salat wesentlich aufwerten. Rollen mit einen Nudelholz ohne großen Druck über die Blätter. So werden alle Brennhaare brechen. Mit einem Wiegemesser können die frischen Blätter zerkleinert und unter den Salat gemischt werden. Du wirst begeistert sein und sage Deiner Familie am besten nicht, dass es etwas ganz besonders Gesundes gibt.
Rezept Brennnessel-Apfel-Salat (ca. eine Portion):
Zutaten:
3 Äpfel
6 Brennnesselspitzen
5g Ingwer
40g Nüsse (z.B. Haselnuss, Walnuss, Mandel)
3g Gewürzsamen (z.B. Koriander, Kardamom, Fenchel, Anis, Kümmel)
Die in Stücke geschnittenen Äpfel in eine Schüssel geben und den geriebenen Ingwer und die Brennnesselspitzen, die mit einer Kräutermühle zerkleinert wurden, dazugeben und vermischen. Die ca. 12-15 Std. in Wasser eingelegten Nüssen und Gewürzsamen in einen Küchensieb gut abwaschen. Die Nüsse mit einem Wiegemesser zerkleinern und zusammen mit den Gewürzsamen unter den Salat mischen. Den Salat mit Wildkräutern und Wildblumen garnieren.
Wie viel Brennnessel essen?
Übertreibe es gerade am Anfang nicht mit der Menge. Drei bis vier Brennnesselspitzen am Tag sind genug, denn die Brennnessel ist, wie alle Wildkräuter, eine sehr kraftvolle Nahrung. Dein Körper kann sich bei einer zu großen Menge ggf. sehr freuen, dass er etwas so Gutes zugeführt bekommt, und sich mit Entgiftungserscheinungen bei Dir bedanken. Das können z.B. Kopfschmerzen, Gelenksschmerzen, Müdigkeit oder Hautflecken sein. Sollte das bei Dir auftreten, dann freue Dich, denn Dein Körper arbeitet für Dich. Die Entgiftung kann bei Bedarf schnell unterbrochen werden, indem Du Dich wieder "vergiftest", z.B. mit konventioneller Schokolade.
Inhaltsstoffe:
Wildkräuter haben im Vergleich zu Kulturgemüse überwiegend deutlich mehr Inhaltsstoffe. Zum Vergleich sind unten beispielhaft einige aufgeführt:
Eiweiß | Kalium | Calcium | Phosphor | Magnesium | Eisen | Vit. A | Vit. E | Vit. C | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Brennnessel | 7g | 320mg | 713mg | 138mg | 80mg | 4,1mg | 800ug | 0,8mg | 300mg |
Brokkoli |
3,3g |
256mg | 58mg | 63mg | 24mg | 0,8mg | 146ug | 0,6mg | 115mg |
Kopfsalat | 1,2g | 172mg | 20mg | 22mg | 9mg | 0,3mg | 187ug | 0,6mg | 13mg |
Spinat | 2,7g | 554mg | 117mg | 55mg | 58mg | 4,1mg | 795ug | 1,4mg | 51mg |
(Quelle: Die große GU Nährwert Kalorien Tabelle; Ausgabe 2012/13; Gräfe und Unzer Verlag GmbH)
Die besondere Kraft der Brennnessel und der Wildkräuter, ist nicht nur auf die Summe Ihrer Inhaltsstoffe zurückzuführen, von denen sowieso nur ein kleiner Teil bekannt ist und analysiert wurde. Wildkräuter wachsen in Ihrer natürlichen Umgebung. Die Natur ist durch den Einfluss des Menschen zwar geschädigt, doch mit den Wildkräuter haben wir die Möglichkeit, eine sehr natürliche und energiegeladene Nahrung zu uns zu nehmen.
Die Brennnessel und ihre Heilwirkung:
Die Heilwirkung der Brennnessel ist sehr vielfältig. Ich möchte nur kurz darauf eingehen, da Sie hierzu viele Informationen in Büchern und im Internet finden können. Wenn Du Dich gesund ernährst und lebst, wirst Du den Wildkräutern und der Brennnessel sowieso als gesunder Mensch begegnen.
Maria Treben beschreibt die Brennnessel in ihrem Buch „Gesundheit aus der Apotheke Gottes – Ennsthaler Verlag“ u.a. wie folgt:
„Von einem Arzt wurde einmal in einem Rundfunkbeitrag darauf verwiesen, dass die Brennnessel zu den besten Heilpflanzen die wir haben gehört. Wüsste die Menschheit darum wie heilkräftig sie ist, würde sie nichts als die Brennnessel anbauen. Leider ist das den wenigsten Menschen bekannt.“
Wie schön, dass wir die Brennnessel nicht anbauen müssen und das wir sie, auch ohne das Wissen um ihre Heilkraft, einfach in unsere tägliche Nahrung integrieren können.
Ihre entgiftende und reinigende Wirkung ist vielen Menschen bekannt. Eine Frühjahrskur, mit einem Brennnessel-Presssaft aus dem Reformhaus, haben bestimmt schon viele versucht. Viel besser ist es die frische Brennnessel und andere Wildkräuter zu essen, ein gesundes Leben zu führen und Ihren Körper in einen guten Zustand zu versetzen. Die Brennnessel wird dann nur noch wenig zum Entgiften vorfinden. Warte nicht auf eine Krankheit, um zu den Wildkräutern zu gehen!
Anwendungen:
Die Brennnessel wird traditionell bei vielen Leiden angewandt. Unten findet ihr einige Beispiele. Ihr werdet in Büchern und im Internet viele Beschreibungen finden, wie mit der Brennnessel jeweils umzugehen ist.
Anwendungsbeispiele der Brennnessel:
zur Blutreinigung und Blutbildung, bei Kopfschmerzen, bei Ekzemen, bei Nieren- und Harngrießbildung, bei Harnwegs-Erkrankungen, wirkt Stuhlgang fördernd, bei Leber- und Gallenleiden, bei Verschleimung des Magens und der Atmungsorgane, bei Magen- und Darmgeschwüren, bei Lungenerkrankungen, bei Ermüdungs- und Erschöpfungszuständen, bei Allergien, bei Gicht- und Rheuma, bei Durchblutungsstörungen, bei fettigem Haar und Haarausfall, zur Senkung des Blutzuckerspiegels, bei Prostatabeschwerden.
Du siehst, die Brennnessel ist für fast alles da. Fange an, sie zu lieben und sie achtsam zu pflücken und zu essen. Dein Körper und Geist werden dankbar dafür sein.
Kommentare (4)
Gertrud
schöner Artikel über die Brennnessel! Diese Pflanze gehört mittlerweile auch zu meinen Favoriten. Frage: Sind wirklich nur die jungen Blätter und Triebspitzen wertvoll? Die größere, schönen grünen Blätter einfach stehen zu lassen ist doch Verschwendung, oder nicht? Außerdem ist es sehr aufwändig, wenn man eine größere Menge benötigt und dann nur die oberen sammelt... Über hilfreiche Antworten würde ich mich freuen! Gertrud
antworten
Stephan Engelhardt
antworten
Hubert Helm
ich habe gerade Deine Seiten angeschaut tolle erläutert +beschrieben,bin gerade in der Ernte v. Brennesseln + trokne sie rubble sie und fülle sie in Gläser ab für meine Kinder+ meine Mutter Sie hat am 8.05.016 ihren 90igsten gefeiert +bedient sich von Mutternatur aus ihrem Garten.Am 16.5.016 ist ein guter Tag Pflanzenjauche anzusetzen für Pilzkrankheiten heilen laut Mondkalender. Wünsche Dir ein Gesegnetes+Friedvolles Pfingstfest.Hubert aus Coswig/Sa.
antworten
Claudia
Wünsche Dir ganz schöne Osterfeiertage.
antworten